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Allgemeine Zeitung, 12. Oktober 2011:

Streicher "triumphieren" vor dem Orchester

European Union Baroque Orchestra vor schmaler Kulisse in der Bürgerhalle mit höchster Professionalität

EUBO beim Konzert in Coesfeld am 9. Oktober 2011
Coesfeld. Barocke Schlachtenmusik für ein Geigen-Ensemble: als „Streicher in der Schlacht" erfuhren einige Interessierte in der Bürgerhalle einen besonderen Klangeindruck. Indes sind die „Kampfhandlungen" in zweifacher Hinsicht zu verstehen: nicht nur die Effekte des Krieges, sondern auch das „Kämpfen" der Solisten gegen das Orchester, was unter der Gattungsbezeichnung „Concerto" in die Musikgeschichte eingegangen ist. Dazu wurde das „EUBO" aufgeboten, die griffige Abkürzung für eine exzellente Ausbildungsplattform: das European Union Baroque Orchestra. Hier werden hochtalentierte Musikausübende zu Barockspezialisten gemacht, was eine gewisse Art der Aufführungspraxis darstellt. An diesem Abend triumphierten die Streicher, und in dieser Besetzung geht es natürlich vorwiegend italienisch zu. „Archi in Battaglia" hieß die Überschrift zu einem Programm, in dem verborgene Schätze gehoben wurden. Kostbares Archivgut also, von Dario Castello zum Beispiel, einem unbekannten frühbarocken Venezianer, dessen vielteilige Canzona decimasesta den Einstieg in eine virtuose Spielweise zeigte. Enrico Onofri, als leitender Geiger im wahrsten Sinne tonangebend, ihm gegenüber Johannes Pramsohler, beide eingruppiert in das Ensemble. Antonio Vivaldi, der rothaarige Priester aus Venedig, Arcangelo Corelli und sein Schüler Francesco Geminiani: alle drei waren hervorragende Komponisten und auch Geiger, die ihr eigenes Können zum Maßstab nahmen. Von ihnen hörte man echte Concerti grossi, zwei Geigen und das Cello wetteiferten mit dem Orchester. Alle musizierten mit höchster Gleichwertigkeit, was in den ruhigen Sätzen ein Schwelgen in süßen Tönen zuließ, aber besonders auch in den schnellen Sätzen zu einem außerordentlich exakten Spiel führte. Mit einem Cembalo und einem Orgelpositiv als Generalbassinstrument war jederzeit ein sattes Klangbild gegeben, zusätzlich verstärkt durch den kernigen Bass der Theorbe. Auch deutsche Barockkomponisten, die natürlich alle vom italienischen Stil beeinflusst wurden, waren vertreten: Georg Phillip Telemann mit einem Concerto für vier einsame Geigen, als besonderer Gag von der rückwärtigen Empore gespielt, Samuel Scheidt mit einer Symphonia mit echter Echowirkung, und natürlich Heinrich Ignaz Franz Biber mit einer echten „Schlachtenmusik", mit programmatischen Titeln (Exerzieren, Kavallerie, Lamento der Verwundeten), was natürlich keine Verherrlichung darstellen sollte. Hier und wie auch im Schlussstück ein delikates Gewebe charmanter Streicherklänge, getragen von höchster Professionalität der Musiker.

Ulrich Wesseler


briefkasten Fragen zum Konzertring:  Dieter Westendorf
Letzte Änderung: 12. 9. 2011